Abschied von Cbr Prof. Dr. Dr. h.c. Bernd Rüthers (Bs)
Cbr Prof. Dr. Dr. h.c. Bernd Rüthers (Bs), von 1991 bis 1996 Rektor der Universität Konstanz, ist am 22. Juni 2023 verstorben. Der am 12. Juli 1930 in Dortmund geborene hoch angesehene Jurist wurde 92 Jahre alt.
Bernd Rüthers studierte an der Westfälischen-Wilhelms-Universität Volkswirtschaft und Jura. 1958 wurde er dort promoviert. Von 1961-1963 arbeitete er als Direktionsassistent bei der Daimler-Benz AG in Stuttgart. In dieser Zeit lernte er seine Frau Tresa Rüthers-Seeli kennen, eine Lyrikerin aus der Schweiz, die in Räteromanisch zahlreiche Gedichte veröffentlichte und Lyrik lehrte. Ein Jahr später kam die Tochter Monica zur Welt, die inzwischen erfolgreich in die professoralen Fußstapfen des Vaters trat.
1967 habilitierte Dr. Bernd Rüthers bei Prof. Dr. Hans Brox (Bundesverfassungsgericht) über das Thema der „unbegrenzten Auslegung“ des Privatrechts in der NS-Zeit. Der Kommentar des Verfassungsrichters ist überliefert: „Herr Rüthers, Sie spinnen wohl! Die leben doch alle noch.“, doch unser Cartellbruder war sehr mutig und wagte das Projekt. Sein Ergebnis: dieses Buch erschien 2022 in der 9. Auflage und gilt mittlerweile als Klassiker bei Juristen.
Nach der Habilitation führte ihn der Weg an die Freie Universität Berlin, an der er vier Jahre (1967- 1971) Direktor des Instituts für Rechtssoziologie und Rechtstatsachenforschung war.
Im Anschluss wurde er an die Universität Konstanz berufen und übernahm eine Professur für Zivilrecht und Rechtstheorie. Er blieb der Universität am Bodensee treu, denn Rufe an die Universitäten Darm- stadt, Bielefeld, Augsburg, Trier und zwei Mal nach Münster wurden nicht angenommen. Nach 54 Semestern emeritierte Cartellbruder Prof. Rüthers und hielt weitere 24 Semester interdisziplinäre Semi- nare sowie Vorlesungen zur Rechtsphilosophie an der Universität.
Von 1991 bis 1996 war Cartellbruder Prof. Rüthers Rektor der Universität Konstanz. Es waren schwierige Zeiten nach der Wiedervereinigung, in denen das Geld an wissenschaftlichen Bildungseinrichtun- gen knapp war. Trotzdem trieb er die Entwicklung der Universität voran. In den fünf Jahres seines Rektorats gab es fünf Sonderforschungsbereiche. Die Laborgebäude am Sonnenbühl wurden zu Pflanzen- versuchsanlagen umgebaut. Ein Verfügungsgebäude wurde kurz vor Ende seiner Amtsperiode freigegeben. Auch die digitale Entwicklung, die damals noch in den Kinderschuhen steckte, wurde von ihm gefördert, indem ein Datennetz an der Universität eingerichtet worden ist.
Bei allen Aktivitäten war ihm die Lehre immer sehr wichtig. Ständig ermahnte er die Politiker, genügend Mittel für die Lehre zur Verfügung zu stellen und mehr Reform zu wagen, damit die Qualität der Bildung gewahrt bleibt.
Autor: Dr. Georg Stippler (ChW)