Published On: 15. Oktober 2025Categories: Verbindung stellt sich vor

KDStV Tuiskonia München

Die Pflicht, attraktiv zu sein

Prof. Dr. Burkard Steppacher (TsM) erklärt, wohin Tuiskonia München steuert

In der Mitte des vergangenen Juli hat die KDStV Tuiskonia München ihr 125. Stiftungsfest gefeiert. An diesem Wochenende wurde im Philisterium neu gewählt. Zusammen mit seinen Conchargen leitet Prof. Dr. Burkard Steppacher (TsM) in den kommenden drei Jahren die Geschicke des Altherrenverbandes. Im Interview spricht er über die Verbindung, München und was ihm für die kommende Zeit vorschwebt. Die Fragen stellte Prof. Dr. Veit Neumann (Alm).

Lieber Cartellbruder und Philistersenior Steppacher, wo steht Tuiskonia derzeit?

Im Jahr 2025 konnten wir das 125jährige Jubiläum unserer Verbindung feiern. Gegenwärtig zählt Tuiskonia rund 520 Mitglieder in ihren Reihen, vom Bundesbruder Jahrgang 1926 bis zum jüngsten Fux. Aktuell haben wir rund 40 Aktive, uns ist aber bewusst, dass das durchaus eine veränderliche Zahl ist und wir uns nicht darauf ausruhen dürfen. Wir müssen uns immer wieder die Frage stellen: Was macht unsere Verbindung aus? Wie können wir die Gefahr umschiffen, zu einem reinen studentischen Nostalgieclub zu erstarren, wie kann vielmehr ein aktiver, generationenübergreifender Lebensbund gestaltet werden, der auch in Zukunft attraktiv ist?

Tuiskonia legt Wert auf Stil und Tanz. Aufnahme vom Ball im Rahmen des 125. Stiftungsfestes.

Was verbindet Euch mit den anderen Verbindungen im CV, in welchen Punkten hebt Ihr Euch davon ab?

Die KDStV Tuiskonia ist im Jahr 1900 aus dem Kreis der KDV-Verbindungen gegründet worden. Seit 1911 sind wir stolzes CV-Mitglied, gleichwohl pflegen wir auch enge Beziehungen zu den anderen ehemaligen KDV-Mitgliedern innerhalb des Cartellverbandes. Zudem haben wir durch die Fusion im Jahr 1972 mit der KDStV Aureata (siehe Kasten links) eine besondere, doppelte Geschichte, an die wir uns gemeinsam mit den aktuell 40 Ur-Aureaten, die alle schon seit langem das 100-Semester-Band haben, gerne erinnern.

FREUNDSCHAFT BESTEHT

Die KDStV Tuiskonia wurde am 3. Februar 1900 von Studenten der Verbindungen Novesia (Bonn), Arminia (Freiburg), Sauerlandia (Münster) und Cheruscia (Würzburg) als sechste der insgesamt acht Verbindungen des „Katholischen Deutschen Verbandes farbentragender Studentenkorporationen“ (KDV) gegründet. Der KDV entstand 1891 und schloss sich 1911 dem seit 1856 bestehenden CV an. Nach einer langen Zeit der Blute und des Mitgliederzuwachses brachte der Nationalsozialismus ein vorübergehendes Ende mit Selbstauflösungsbeschluss 1935. Tuiskonia bestand bis 1938 weiter und wurde schließlich verboten. Die Freundschaft unter den Tuiskonen bestand jedoch weiter. Deshalb wurde die Verbindung 1947 auch offiziell wiederbegründet. Ein neuer Aufschwung begann 1955 mit dem Kauf des Verbindungshauses in der Ungererstraße 45. 1972 fusionierte die 1947 in Eichstätt gegründete KDStV Aureata mit Tuiskonia.

Chargia des Philisteriums, von links: Philistersenior Prof. Dr. Burkard Steppacher (TsM), Stephan Gorski (TsM), Dr. Oliver Jennissen (TsM) und Gerhard Friemelt (TsM)

Was steht in den kommenden Jahren an? Was hast insbesondere Du vor?

In den vergangenen Jahren haben wir einen strukturierten Reflexions-, Diskussions- und Entwicklungsprozess „Tuiskonia 2025/2050″ zur Zukunft der Verbindung begonnen. Unser Ziel dabei ist, angesichts der umfangreichen Veränderungen in Staat, Gesellschaft und Alltag die Funktionsfähigkeit wie auch Attraktivität unserer Verbindung nicht nur auf kurze Sicht, sondern perspektivisch für das nächste Vierteljahrhundert und darüber hinaus zu stärken.

Wie verwirklicht Ihr das Prinzip Scientia?

In unserem Verband wird oft und gerne über Prinzipien diskutiert und gestritten. Wichtig ist in meinen Augen, jeweils einen klaren und reflektierten Standpunkt zu den gemeinsamen Prinzipien zu haben, zugleich aber auch Verständnis für andere Sicht zu entwickeln. Als Gemeinschaft von Studenten und Akademikern widmen wir uns dem lebenslangen Lernen und wollen den interdisziplinaren Austausch fördern. Dazu gehören meiner Meinung nach nicht nur Vorträge und Diskussionen, sondern auch die Unterstützung beim erfolgreichen Studienabschluss sowie die Entwicklung einer offenen, wissensbasierten Haltung. Beim Denken dürfen wir uns nicht auf andere verlassen – das gilt nicht erst seit der Entwicklung Künstlicher Intelligenz. Aber wir sollten durchaus gemeinsam denken und gemeinsam miteinander und voneinander lernen.

Einzug des liturgischen Dienstes in St. Peter München zusamt Abt Dr. Johannes Eckert (TsM) im Rahmen des 125. Stiftungsfestes am vergangenen 13. Juli.

Was bedeutet München für Euch?

Als Verbindung in einer attraktiven Großstadt haben wir alle Vor- und Nachteile dieser Situation: Wir spuren die hohe Konkurrenz weiterer studentischer und kultureller Angebote in der Millionenstadt. Daraus leitet sich geradezu die Pflicht ab, attraktiv zu sein. Wir freuen uns, dass neben Studienanfängern auch fortgeschrittene Semester aus dem CV als Zeitweilige Mitglieder nach München und zu Tuiskonia kommen und im Rahmen ihrer Master-, Aufbau- und Promotionsstudiengänge sich bei Tuiskonia engagieren. Mit neun weiteren CV-Verbindungen in München und Freising bieten wir ein attraktives Angebot in einer wunderbaren Stadt.

Der Gesprächspartner: Prof. Dr. Burkard Steppacher (TsM), Jahrgang 1959, ist gelernter Bankkaufmann und promovierter Politikwissenschaftler. In der Konrad-Adenauer-Stiftung war er u.a. Leiter der Europaforschung der KAS, Mitarbeiter der Begabtenförderung in Sankt Augustin und anschließend in Berlin für die Alumniarbeit der Stiftung zuständig. An der Universität zu Köln ist er als Professor für Europaische Politik tätig. Seit 2023 ist er ordentliches Mitglied der Geisteswissenschaftlichen Klasse der Sudetendeutschen Akademie für Wissenschaften und Künste mit Sitz in München.

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