Nürnberg ist buntbemützt
Ein Abend, der zusammenführt – und ein Bummel, der sichtbar macht, was uns verbindet.
Manche Termine im CV-Jahr sind mehr als Tradition. Sie sind ein Gefühl. Der Thomastag in Nürnberg gehört dazu – weil er kurz vor Weihnachten noch einmal all das bündelt, was Verbindung ausmacht: Wiedersehen, Zugehörigkeit, Gespräch und Gemeinschaft.

Auch der Vorort ließ es sich nicht nehmen, mit einer Abordnung in Nürnberg dabei zu sein.
Am Samstag vor Weihnachten hat der Cartellverband in Nürnberg den 126. Thomastagkommers gefeiert – festlich, stimmungsvoll und getragen von dieser besonderen Mischung aus Jahresausklang und Aufbruch in die Weihnachtszeit. Souverän geschlagen vom Ortsverbandsvorsitzenden Cbr Michael Jokiel (Alm) stand studentisches Liedgut nicht nur durch den stimmgewaltigen Gesang der Cartellbrüder, der Damen und der Gäste im Mittelpunkt. Cbr Stefan Heinisch (Ost) widmete sich in seiner Festrede dem studentischen Lied. Er beschrieb die Entwicklung dieses musikalischen Genres auch weitab der sonst üblichen Kommersschlager. Die Studenten haben schon immer gerne sich selbst und ihr studentisches Leben besungen, dazu ihren Bund, ihre Fakultät oder eben ihre Alma Mater, machte der Festredner dutlich. Eine erste gedruckte Sammlung studentischen Liedguts gab es bereits im Jahre 1781. Cbr Heinisch zeigte aber auch auf, wie der Zeitgeist die Lieder geprägt hat. Dabei sparte er auch nicht an Kritik mit erfolgten textlichen Anpassungen im CV–Liederbuch.

Cbr Heinisch bei seiner Festrede zum studentischen Liedgut.
Thomastag: Vom kirchlichen Gedenktag zur studentischen Wegmarke
Ursprünglich ist der Thomastag der Gedenktag des Apostels Thomas – in der katholischen Tradition lange am 21. Dezember. Genau dieser Zeitpunkt war für Studenten historisch eine Zäsur: Weihnachtsferien, Heimreise, letzte Besorgungen. Aus dem praktischen „Wir fahren bald nach Hause“ wurde über die Jahrhunderte ein Brauch: Man traf sich in Nürnberg, ging gemeinsam von Gasthaus zu Gasthaus, besuchte den Markt – und feierte Freundschaft, bevor jeder wieder in seinen Alltag zurückkehrte. Bis heute ist Nürnberg dafür die perfekte Bühne: eine Stadt, die im Advent leuchtet – und in der man spürt, dass Tradition nicht rückwärtsgewandt sein muss, sondern Menschen ganz im Hier und Jetzt zusammenbringt.
Der Sonntag gehört dem Studentenbummel
Zum Thomastagswochenende gehört neben Kommers und Gottesdienst auch das, was in Nürnberg besonders sichtbar wird: der Thomas- bzw. Couleurbummel.Am frühen Sonntagnachmittag ziehen dabei Studenten und Alte Herren mit Band und Mütze durch die Innenstadt – traditionell gegenläufig durch Königsstraße und Karolinenstraße: ein ruhiger, würdiger, aber zugleich fröhlicher Gang durch die Stadt.
Er ist Gelegenheit zum Wiedererkennen und Kennenlernen – und für viele Nürnberger und Gäste ein eindrucksvoller Moment: Man sieht, dass Verbindung nicht nur ein Wort ist, sondern gelebte Gemeinschaft.
Und genau deshalb bleibt der Thomastag, Jahr für Jahr, so besonders: weil er Herzen wärmt, bevor das Jahr zu Ende geht – und weil er zeigt, wie stark das Band sein kann, das Generationen miteinander verbindet.
Text: Heinrich Wullhorst (S-T)
Fotos: Phillip March (R-M), Heinrich Wullhorst (S-T)
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